Gestern Abend – wir hatten gerade mit Gianni Schicchi den letzten Teil des Trittico von Puccini gesehen – kamen wir mit Blick auf Verdis Falstaff darauf zu sprechen, dass es in der Musikgeschichte häufig “Paarbildungen” von Komponisten gibt, obwohl diese sich doch sehr voneinander unterscheiden. Wir sprechen oft von “Bach und Händel”, von “Debussy und Ravel”, von “Verdi und Puccini”. Von “Haydn und Mozart” ist vielleicht seltener die Rede, doch immerhin gelegentlich, ähnlich wie von “Brahms und Bruckner”. Bei näherer Betrachtung liegen die Unterschiede nicht nur im kompositorischen oder stilistischen, sondern interessanterweise auch im persönlichen Bereich. Bei manchen “Paaren” könnte die individuelle Ausprägung charakterlicher Dispositionen nicht unterschiedlicher sein. Was also in einem Atemzug genannt wird, weist oft außer einer zeitlichen Parallelität kaum Gemeinsamkeiten auf.

Heute haben wir den zweiten Teil des Films Die siebente Saite (Tous les matins du monde, F 1991) gesehen. Glücklicherweise ist diese großartige Produktion seit einigen Wochen mit deutscher Tonspur auf DVD erhältlich. Wir lernen sehr viel beim Anschauen dieses Films, nicht nur über Musik und Geschichte. Er erzählt sehr klug und lebenserfahren über Berufung und künstlerische Unbeugsamkeit, über Ausdruckswillen und Inspiration, Liebe und Verlust, Trauer und Vergebung. Ein filmisches Geschenk von 114 Minuten, von denen man nicht eine einzige missen möchte.