In der Erwartung, für einen ganzen Spielfilm zu müde zu sein, habe ich gestern Abend den Spielfilm Letzter Moment (NDR/Arte 2009) zur Aufnahme programmiert. Ich habe die ersten Minuten gesehen, dann die erste halbe Stunde, schließlich den ganzen Film. Sathyan Ramesh (Buch und Regie) erzählt die Geschichte von Isabel (Ulrike C. Tscharre), die sich kurz vor ihrer Hochzeit in einen fast vierzig Jahre älteren Mann (Matthias Habich) verliebt, trotzdem heiratet, dann aber ihre eigene Hochzeitsfeier im Augenblick der Erkenntnis verlässt. Bei der ersten Begegnung ihres neuen Freundes mit ihren Eltern erkennen sich der Liebhaber und Isabels Mutter wieder. Sie waren vor Jahrzehnten ein Liebespaar, sahen sich seither nicht, doch haben einander nie vergessen. Das ist der Ausgangspunkt für alle Beteiligten, unzählige Fragen zu stellen, ohne die meisten von ihnen wirklich zu benennen. Sind viele gemeinsame, vertraute und geräuschlose Jahre mit wenig Liebe besser als wenige, unwägbare und problematische Jahre mit viel Liebe? Was ist wirklich wichtig, worauf kommt es an?

Letzter Moment ist ein sehr lebenskluger, sensibler und poetischer Film, in dem Ulrike C. Tscharre und Matthias Habich absolut herausragend agieren. “Habichs Mundwinkel und Tscharres Augen drücken mehr aus, als die meisten deutschen Schauspieler vermögen. Ich liebe diesen Film! Lasst euch verzaubern!”, lautet ein Kommentar auf TV Spielfilm. Und eure Müdigkeit wird verfliegen, füge ich hinzu.