“Die Oper ist als Musik des Volkes geboren worden, und durch eine Laune des Schicksals ist sie zur Elitemusik geworden”, soll der italienische Sänger Andrea Bocelli angeblich gesagt haben. Wie auch immer, falscher könnte der Satz nicht sein. Umgekehrt wird es richtig: Die Oper ist um 1600 als “Elitemusik” entstanden, nämlich durch einen Kreis von Adligen, der sogenannten Florentiner Camerata. Dieser durchaus elitäre Zirkel hatte sich zum Ziel gesetzt, eine neue, musikalische Auseinandersetzung mit antiken griechischen Dramen zu betreiben. Für das erste halbe Jahrhundert ihrer Existenz behandelten Opern daher nur mythologische Stoffe. Oper als “Musik des Volkes”, wenn dieser Ausdruck hier überhaupt seine Berechtigung hat, entstand erst viel später – insbesondere durch politische, gesellschaftliche und soziale Veränderungen, den Bau kommerzieller Opernhäuser und damit einhergehende pekuniäre Interessen, Repräsentationszwecke, neue künstlerische Herausforderungen sowie einen sich stetig verändernden Publikumsgeschmack bis hin zu einer bisweilen unverhohlenen Sympathie für volkstümliche Melodien.