Hab jetzt 6 Solosonaten für die Geige allein geschrieben. Mir geht’s gut, wie’s den Geigen geht dabei, weiß ich nicht.
Max Reger, 1905

Eine Bewertung des Werkes von Max Reger (1873 – 1916) fällt der Musikwelt seit jeher nicht leicht. Von einer konsensualen Einschätzung kann keine Rede sein, wenngleich der kompositorische Rang nie bestritten wird – von Igor Strawinsky einmal abgesehen, der Regers Musik ebenso wie dessen Erscheinung abstoßend fand. Der junge Sergei Prokofjew hingegen war von Reger fasziniert, und von Paul Hindemith sind die Sätze überliefert: “Max Reger war der letzte Riese in der Musik. Ich bin ohne ihn gar nicht zu denken.” Reger selbst erwartete, dass man ihn als reaktionär bezeichnen und zum alten Eisen werfen würde. Vielleicht wäre er über die zahlreichen Veranstaltungen, Konzerte und CD-Produktionen anlässlich seines 100. Todestages einigermaßen erstaunt.

Max Reger 1913

Regers Musik ist schwer, technisch wie musikalisch. Bisweilen entziehen sich Interpreten den Mühen der Einstudierung, zumal ein ungeteilt positives Echo im Konzertsaal nur von ausgewiesenen Kennern zu erwarten ist. Reger hat seine eigene Gemeinde von Bewunderern, doch das Abonnentenpublikum tut sich schwer. Ein erster Zugang kann sich – wenn überhaupt – nur über den Ausdrucksgehalt der Musik erschließen, ein satztechnisches oder harmonisches Verständnis ist für Laien so gut wie unmöglich. In Abwandlung des oben genannten Zitats wäre die Frage “wie’s dem Hörer dabei geht” nur allzu berechtigt, nicht nur in Bezug auf die Sonaten für Geige.