Mit jeweils drei Tagen in Dresden und Berlin hätte es kaum einen besseren Start ins das neue Jahr geben können. Schon der Ausklang 2017 war mit zwei schönen Opernbesuchen in Duisburg und Dortmund gelungen, doch die voll besetzte Semperoper sorgte mit Korngolds Die tote Stadt am Tage nach Neujahr für einen Paukenschlag. Natürlich ist die Musik von entwaffnender Direktheit und bezwingendem Charme, doch selbstverständlich sind es die Themen von Vergänglichkeit, Abschied und Aufbruch, die zu Kontemplation und geistiger Versenkung auffordern. Ein besseres Stück hätte ich zu Anfang des Jahres nicht wählen können. Und das in einer so großartigen Qualität erleben zu dürfen, ist schon etwas sehr Besonderes und wird lange nachwirken!

Dresden 2018 009

In der aktuellen Karte des Raskolnikoff ist der schöne Text von Robert Gernhardt leider nicht mehr enthalten. Die freundliche Bedienung klärte mich darüber auf, dass es die neue Karte seit nunmehr vier Jahren gibt. Dann machte sie sich auf die Suche nach der alten Karte und fand tatsächlich noch ein Exemplar. Und da stand es, schwarz auf weiß:

Kommt, das gute Brot des Nordens
wolln wir stückchenweise braten
in dem guten Öl des Südens,
wie es schon die Väter taten.
Von dem guten Wein des Westens
trinken wir, dieweil wir essen,
um die liebe Not des Ostens
schlückchenweise zu vergessen.

Ein herrlicher Text! Das Essen war gut, wie damals. Entensülze mit Bratkartoffeln (rote und weiße Kartoffeln, mit Speck und Zwiebeln). Dazu ein Hausbier. Apropos: Natürlich war ich auch im Hopfenkult und habe gelernt, dass es der Citra-Hopfen ist, der dem Pale Ale seinen unverwechselbaren Geschmack gibt. Ich habe ein paar Flaschen zum Probieren mitgenommen.

Dann Berlin, mit Muße und ganz ohne Programm. Ausgesprochen wohltuend! Da ich mein Kulturprogramm gewissermaßen schon abgeleistet hatte, war Zeit zum Ausatmen. Also ein Besuch in der Kastanie (mein Lieblingslokal in Berlin), Bummeln durch die Bergmannstraße bis zum Mehringdamm, dort ein Bier im Dolden Mädel (unbedingt zu empfehlen, wenn man Bier mag), Abendessen in der Trattoria a’ Muntagnola (Fuggerstraße, Gerichte in der Tradition der Basilicata). Kein Konzert, keine Ausstellung. Keine Philharmonie, kein Museum. Es hätte gerne so weitergehen können, aber man kann nicht alles haben. Was ich in diesen paar Tagen hatte, war sehr viel. Und sehr schön. Frohes Neues Jahr!