“Für mich muss Weihnachtsmusik festlich sein”, erklärte eine Teilnehmerin zu Beginn des Kurses “In dulci jubilo – Weihnachtsmusik durch die Jahrhunderte” in der Musikschule Friedrichsdorf. Also getragene Musik für Blechbläser? Was ist Weihnachts- oder Adventsmusik, und wer entscheidet das? Bei textgebundener Musik mag das auf der Hand liegen, wenn es sich um geistliche oder biblische Vorlagen handelt. Aber bei reiner Instrumentalmusik? Mein erstes Klangbeispiel war dann Antidotum tarantulae von Athanasius Kircher. Die Geburt Jesu als Gegengift zu unseren Sünden? Eine interessante Perspektive, ebenso wie die Nr. XVIII aus den Vingt regards sur l’enfant Jésus, “Regard de l’onction terrible” von Olivier Messiaen. Die Salbung des Herrn als furchtbares Erlebnis für die irdischen Herrscher – acht Minuten Klaviermusik mit aggressiven, dissonanten Klängen. Weihnachtsmusik? Jeder Komponist hat seine eigene Betrachtungsweise, sieht das Geschehen aus ganz persönlichem Blickwinkel und gibt ihm seinen eigenen Sinn.

Natürlich ist uns das Festliche, das Würdevolle und Erhabene sehr vertraut, sozusagen mit Pauken und Trompeten, buchstäblich. Doch es geht auch anders – introvertiert, beseelt und ganz piano, wieder ganz wörtlich. Wie Weihnachten von Max Reger für Orgel solo. Zum Glück verfügen wir über diese enorme Bandbreite an Musikstücken und können wählen, welches für uns die ideale Weihnachtsmusik ist, bis hin zu Muh und Mäh und Täterätätä. Nur Junge, komm bald wieder ist kein Weihnachtslied, obwohl der Titel das durchaus hergäbe. Allerdings mehr im Advent.