Bis nachts um 1.00 Uhr habe ich gestern in der Mediathek Das Verschwinden angeschaut, ein mehrteiliges – ja, was eigentlich, Familien- oder Sozialdrama, eine Dealer-Junkie-Geschichte, eine Generationenkonflikterzählung, ein Krimi? Regisseur Hans-Christian Schmid hat jedenfalls einen sehenswerten Film über Lügen, Erwartungen, Enttäuschungen und Verzweiflungen gedreht, die altersunabhängig den jeweiligen Kosmos ihrer Protagonisten erfassen und die Begrenztheiten ihrer Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Neben vielem, was die unterschiedlichen Erzählstränge abbilden, geht es auch um eine desillusionierte, nüchterne Analyse lebensperspektivischer Verengungen und Hilflosigkeiten. “Die Eltern”, sagt Schmid, “sind hier mit ihren eigenen Lebensentwürfen oder ihren eigenen Lügen so beschäftigt, dass sie keine Zeit haben, sich intensiv mit dem zu beschäftigen, was ihre Kinder bewegt.”

Das Verschwinden, D/CZ 2017; R.: Hans-Christian Schmid; Julia Jentsch, Nina Kunzendorf, Johanna Ingelfinger, Godehard Giese, Martin Feifel u. a.