Am Vorabend zum Dreikönigstag ist Pierre Boulez im Alter von 90 Jahren gestorben. Wie ich gerade höre, hat Wolfgang Rihm – vielleicht nicht ganz zufällig – einen Vergleich mit den drei Weisen bemüht und gemeint, so sei nun also “der Letzte der Heiligen Drei Könige” gestorben (mit den anderen beiden dürfte er Stockhausen und Ligeti gemeint haben). Und Daniel Barenboim wird zitiert mit den Worten “Er (Boulez) hat mit dem Kopf gefühlt und mit dem Herzen gedacht”. Nun ja, was nach einem hübschen Bonmot klingt und die Besonderheit, wenn nicht die Einzigartigkeit von Boulez ausdrücken soll, ist in Wahrheit für Künstler nicht ungewöhnlich (und nicht nur für Künstler). Wir wollen nicht zuviel in so einen Satz hineingeben, aber spätestens seit Saint-Exupéry wissen wir doch, dass man nur mit dem Herzen gut sieht. Allerdings, das sei hier konzediert, war Pierre Boulez kein kleiner Prinz, sondern ein großer Musiker. Provokant, elegant, visionär, mutig, humorvoll. Er selbst verstand sich mehr als Komponist denn als Dirigent. Indes, sein “Jahrhundert-Ring” hat in den siebziger Jahren in Bayreuth und weit darüber hinaus größte Wellen geschlagen und die Wagner-Rezeption nachhaltig beeinflusst, ja signifikant verändert. Und seine Interpretationen der Werke von Igor Strawinsky und Maurice Ravel, letztere mit dem New York Philharmonic Orchestra, sind unerreicht und werden es lange bleiben.