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Wetzlarer Neue Zeitung, 1. Februar 2019

Die Kompositionen von Bach ziehen immer
Anne-Catherine Bucher spielt die Goldberg-Variationen bei den Wetzlarer Improvisationstagen

Von Andreas Müller

WETZLAR. Anne-Catherine Bucher ist zurück. Beriets 2018 war sie Gast bei den Improvisationstagen und hat im Quartett in der Unteren Stadtkirche an Orgel und Cembalo ihr Können gezeigt. Nun hat die Cembalistin, die in der Nähe von Metz lebt, mit Johann Sebastian Bachs “Aria mit verschiedenen Veränderungen”, so Bachs Originaltitel für die “Goldberg-Variationen” BWV 988 das Abschlusskonzert der Improvisationstage bestritten.

Exakt am Geburtstag Mozarts hat sie Freunde von Barockmusik im Konzertsaal der Musikschule begeistert. Ihr eigenes Cembalo reist mit ihr, ein wertvoller Nachbau mit zwei Manualen und einer Länge von 2,60 Metern von Matthias Griewisch aus der Nähe von Heidelberg. Das Original stammt etwa aus dem Jahr 1740 und ist in einem Museum in Washington D.C. zu bewundern. Bei den Goldberg-Variationen handelt es sich um eines der größten Solowerke für Tasteninstrumente und das wohl bedeutendste Variationswerk.

Bucher spielt zunächst eine Tonfolge von acht Noten, die als Standard in der Barock- und Renaissancezeit gilt. Dann legt sie weitere Töne darüber, demonstriert das auch in einem Dreier-Takt. Es folgt eine Oberstimme mit Verzierungen. Dann beginnt sie mit der langsamen und ruhigen “Aria”, der gleich zwei lebhafte Variationen folgen. Bachs Komposition ist in Dreier-Gruppen gegliedert, einer “Canone”, die sich im nächst höheren Tonintervall fortsetzt, folgen zwei Variationen.

Anne-Catherine Bucher

Bucher bedauert, dass kein Autograph Bachs vorhanden ist. Jedoch habe man 1975 ein persönliches Exemplar Bachs mit handschriftlichen Korrekturen entdeckt. “Das bedeutet, dass alle Aufnahmen vor 1975 Fehler enthalten”, erklärt die Cembalistin. Auch ist bekannt, dass Bach seinen Kompositionen mathematische Muster zugrunde legte. So auch in den Goldberg-Variationen, 32 Stücke, alle mit genau 32 Takten. Das Tempo wird immer schneller. Es ist fast unmöglich, den über die Tasten fliegenden Fingern zu folgen. Bucher zeigt ein hochvirtuoses Spiel, das einfach begeistert. Und sie weiß zu berichten, dass sich die Bach-Familie oft zu Potpourris getroffen hat und Johann Sebastian Bach viel Humor hatte. Als Beispiel zitiert sie die Liedzeile: “Kraut und Rüben haben mich vertrieben, hätte Mutter Fleisch gekocht, wäre ich geblieben.”

Nach der abschließenden “Aria da capo” gibt es begeisterten Applaus. Bucher entlässt das Publikum mit dem Hinweis, dass Bach mit seinen Variationen gezeigt habe, dass man zu den Sternen schauen kann, nicht nur auf die Erde.