Zum Thema “Empörungsgesellschaft”, zu welcher sich unser Gemeinwesen entwickelt zu haben scheint, gibt es zahlreiche Bücher, Essays, Aufsätze und sonstige Textbeiträge. Im Wesentlichen gehen diese der Frage nach, wie Kommunikation, Moderation und Vermittlung von politischen Prozessen, Entscheidungsfindungen sowie Beschaffung und Transport von Informationen hierzulande organisiert sind. Unbestritten ist, dass neben den politisch Verantwortlichen einerseits und den Konsumenten bzw. Wählerinnen und Wählern andererseits den Medien eine wesentliche Verantwortung zukommt. Leider ist zu konstatieren, dass deren politische Berichterstattungen, das Angebot an Hintergrundinformationen und ihre Diskussionsformate überwiegend subjektiv, tendenziös und manipulativ ausfallen, namentlich im Fernsehen, doch nicht nur dort.

Die bedeutungsschwangere Intonation von Meldungen, welche schon die Begrüßung verspätet nachreicht, um eine besondere Aktualität zu insinuieren, dabei pathosgetränkt und begleitet von unheilvoll-besorgter Mimik (Christian Sievers), ist dabei mittlerweile ebenso etabliert wie ein nach Nachhilfe in Sprecherziehung schreiender Mangel an Sprachmelodie und syntaktischem Rhythmus (Marietta Slomka). Hinzu kommen die Besserwisser/-innen, die selbsternannten Auguren, deren Prophetien zwar zumeist nicht durch Fakten belastbar, dafür aber schneidig vorgetragen sind (Tina Hassel, Robin Alexander, Wolfram Weimer). Nicht zu reden von den selbstgefälligen, ihre vermeintliche institutionelle Unangreifbarkeit wie eine Monstranz vor sich hertragenden Talkshow-Diven mit der Lizenz zur Herablassung und Provokation (Anne Will, Maybrit Illner).

Diskursive Klimaschützer und Wertebewahrer befleißigen sich dagegen argumentativer Redlichkeit und intellektueller Fairness (Heribert Prantl, Ulrike Herrmann) und sind dabei gleichwohl pointiert, kenntnisreich und obendrein sehr unterhaltsam (Hajo Schumacher, Stephan-Andreas Castorff). Derer mehr wären im Sinne einer nachlassenden Empörung und im Interesse wiedererwachender Lust auf politische Informationsvermittlung dringend vonnöten.