Bereits in der letzten Woche haben wir uns in zwei Kursen mit Richard Strauss’ Alpensinfonie beschäftigt, nun folgt heute und am Donnerstag die 2003 entstandene Alpensinfonie in Bildern von Tobias Melle. Die Musik von Richard Strauss ist nicht zuletzt wegen der großen Besetzung – es spielen weit mehr als 100 Musiker u. a. Windmaschine, Donnermaschine, Glockenspiel und Herdengeläute – und der damit verbundenen kunstvollen Verwendung klanglicher Möglichkeiten ausgesprochen bildhaft. Insofern war es Tobias Melles selbstgestellte und wohlverstandene Aufgabe, die unsichtbar vorhandenen Bilder sichtbar zu machen, ohne die Musik zum Soundtrack zu degradieren. Vielmehr habe er einen “Eyetrack” geschaffen, so Melle, und liegt damit ganz richtig. Kommt üblicherweise zu bereits vorhandenen Bildern – ob Kino, Malerei oder Fotografie – die Musik erst hinzu, so unterfüttern hier sozusagen die Bilder bereits vorhandene Klänge – auf Augenhöhe, so das Wortspiel erlaubt ist.

Mit der Alpensinfonie in Bildern ist ohne Zweifel die Erfahrung einer Wanderung gelungen, wie sie Boris Baginski im Booklet der DVD beschreibt: Das ist es doch, was ein Bergerlebnis ausmacht: Die Anstrengung des Anstiegs, die Ruhe, Stille, Würde und Erhabenheit der wilden, unberührten Natur, mit all ihren Gefahren – das ermöglicht eine Selbsterfahrung, ein großes Erlebnis, ein Sich-Einordnen in die Dimensionen der Natur – und auch eine “Reinigung”. Heute scheint diese Geisteshaltung fast altmodisch, angesichts von Funsport und Erlebnisparks – aber ist nicht eine solche Form des Erlebens die weitaus großartigere und im eigentlichen Sinne die wertvollere?

Strauss Alpensinfonie