In der aktuellen Ausgabe des orpheus zitiert Riccardo Muti in einem Interview den italienischen Regisseur Giorgio Strehler (1921 – 1997), der seinerzeit meinte, ein Regisseur sollte jederzeit in der Lage sein, eine Oper zu dirigieren. Hintergrund dieser Ansicht wie des Zitats selbst ist die Frage, wodurch eine Regie den musikalischen Erfordernissen und Zusammenhängen zuwider läuft. Wann also werden Sprache und Intention des Komponisten einerseits und die Arbeit der ausführenden Musiker/-innen unverständlich bzw. konterkariert? Strehler wollte sagen, dass das gegenseitige Verständnis und der konstruktive Austausch von Regie und musikalischer Leitung unverzichtbar sind. Ob er auch der Meinung war, dass ein Dirigent jederzeit in der Lage sein sollte, die Regie zu übernehmen, ist nicht bekannt. Wohl aber – doch dies ist ein anderes, wenngleich verwandtes Thema – beginnen Sänger irgendwann zu dirigieren, mit Vorliebe im Alter resp. gegen Ende der aktiven Vokalkarriere. In einigen Fällen hätte man hier nachträglich gern Zurückhaltung empfohlen.