Anlässlich des Internationalen Frauentags hat die Gleichstellungsbeauftragte des Bundesfamilienministeriums, Kristin Rose-Möhring, eine Änderung des Textes der Nationalhymne gefordert. Aus „Vaterland“ soll „Heimatland“, aus „brüderlich” nunmehr “couragiert” werden. Die Überlegung, ob dies ein in der Sache grundsätzlich vernünftiger Vorschlag ist, wollen wir hier nicht weiter verfolgen. Klar ist, dass er im konkreten Fall nur von einem Nichtmusiker bzw. einer Nichtmusikerin kommen kann.

Wir haben gelernt, dass in guten Übertragungen eines Textes in Musik starke, also betonte Silben auch auf starke musikalische Zeiten, also betonte Taktteile fallen. Die Hymne ist bei Haydn im 2/2-Takt notiert, in anderen Ausgaben im 4/4-Takt. Das auf seiner ersten Silbe betonte Wort “brüderlich” fällt in beiden Varianten auf den Beginn der zweiten Takthälfte, also auf eine betonte Zeit, was schlüssig und musikalisch richtig ist. Ändert man nun “brüderlich” in “couragiert”, würde das neue Wort eine falsche Betonung auf der ersten Silbe erhalten, wird es doch allgemein üblich auf der letzten, dritten Silbe betont. Will man entstellende rhythmische Änderungen am Melodieverlauf vermeiden, kann demnach “couragiert” nicht in Frage kommen. Es müsste vielmehr ein Wort sein, das ebenfalls dreisilbig ist, auf der ersten Silbe betont wird und halbwegs synonym zu “brüderlich” ist, also etwa “gleichgesinnt”, “freundschaftlich” oder “kumpelhaft”.

Wir müssen davon ausgehen, dass Frau Rose-Möhring sich über diese Zusammenhänge keine Gedanken gemacht hat. Ein Experte resp. eine Expertin für das Wort-Ton-Verhältnis in der Musik könnte da Abhilfe schaffen. Mit einer solchen Fachkraft könnte Frau Rose-Möhring dann zu einer textlichen Neufassung der Hymne streben, wie auch immer gemeinsam, mit Herz und Hand und Unterpfand.