Gestern hat die Mannschaft der Niederlande bei der Fußball-WM das Halbfinale erreicht. Das ist schön, hören wir doch so noch zwei weitere Male die Nationalhyme “Wilhelmus van Nassouwe” (Komponist unbekannt). Die Hymne, für meinen Geschmack von allen die melodisch schönste, hat etwas sehr Besonderes: Sie klingt würdevoll und royal, ist aber nie zu pompös oder gar lärmig, übrigens auch dann nicht, wenn sie ausschließlich von Blechbläsern gespielt wird. Und noch etwas, für Kenner: Die Hymne enthält Taktwechsel. Sie beginnt geradtaktig, mit zwei verkürzten Halbschlüssen, um dann im letzten Teil in den ¾-Takt zu wechseln. Das Schöne daran ist, dass man erst mit einer gewissen Verspätung wahrnimmt, auf welche Weise Takt und Rhythmus hier ineinander greifen. Der Rhythmus besteht dabei weitgehend aus Vierteln und Achteln, mit nur wenigen, aber gezielt auf die Taktschwerpunkte gesetzten Halben. Das gibt dem melodischen Fluss eine große Ruhe, insbesondere durch den Einsatz von “großen” Dreiertakten, sogenannten Hemiolen. Die Entscheidung darüber, ob die Niederlande Fußball-Weltmeister werden, fällt erst in ein paar Tagen. Die Hymne indes hat den Titel schon jetzt allemal verdient.