Mit Benjamin Brittens Kammeroper The Turn of the Screw hat das Staatstheater Braunschweig einen exzellenten Griff getan. Eine mysteriöse, unheimliche Geschichte über Naivität, Überforderung und Schuld, in der nicht alles ist, wie es scheint. The Turn of the Screw, also die “Drehung der Schraube” ruft geradezu nach der Drehbühne, die perfekt geeignet ist Parallelwelten, Verschiebungen und Schimären zu verdeutlichen. So zeigt die Inszenierung von Dagmar Schlingmann eine zunehmende Desorientierung, sowohl für die handelnden Personen als auch für die Zuschauer. Immer wieder die gleiche Botschaft: Es gibt keinen Weg, alles zu einem guten Ende zu bringen. Die Akteure belegen dies mit einer beeindruckenden, geschlossenen Ensembleleistung. Dennoch herausragend Inga-Britt Andersson als Gouvernante, Matthias Stier als Quint und Carolin Löffler in der Rolle der Mrs. Grose. Das Staatsorchester unter Leitung von Alexis Agrafiotis trifft den diffus-atmosphärischen Tonfall der Partitur sehr genau. Lang anhaltender, hochverdienter Beifall für intensives, packendes Musiktheater.
Es war übrigens mein erster Besuch in Braunschweig. Die Stadt Heinrichs des Löwen ist sehenswert. Durch Kriegszerstörungen gibt es zwar nur noch wenige Gebäude und Straßen in ihrer ursprünglichen Form, doch viele stadtgeschichtlich bedeutende Bauwerke wurden wieder aufgebaut oder restauriert. Für Kenner: Auf dem Schloss ist die größte Quadriga Europas platziert. Und es gibt viel Kultur, hübsche Gassen und Plätze, schöne Cafés und Restaurants. Einfach mal hinfahren!