Bis zum Abschluss des Umbaus der Kölner Oper dient das Staatenhaus am Rheinpark als Interimsspielstätte, voraussichtlich bis zum Ende der laufenden Spielzeit. Bekanntlich kann man sich an Provisorien gewöhnen, sofern diese Bezeichnung hier zutreffend ist. Immerhin führen die baulichen Bedingungen des Staatenhauses zu gravierenden Änderungen der Vorstellungsabläufe. Es gibt keinen Orchestergraben, die Bühne liegt zwischen Publikum und Orchester, der Dirigent hat also Chor und Solisten im Rücken, folglich bekommen diese ihre Einsätze über zusätzliche Assistenten, welche vor der ersten Parkettreihe ihren Platz haben. Der Großteil der Bühnenarbeiten kann von den Zuschauern verfolgt werden, der Auf- und Abbau von Staffagen, Plateaus, Dekorationen etc. vollzieht sich buchstäblich unter Aufsicht des Publikums.

Das Ganze hat den Charakter eines elaborierten Workshops, mit faszinierenden Einblicken in das Making-of der Produktion. Zuweilen hofft man als Gast, zu Aushilfsarbeiten herangezogen zu werden, wenn ein paar Quader gesetzt oder Teppiche verlegt werden müssen. Leider vergeblich, die Bühnencrew schafft alles mühelos allein. Gestern Abend, während der Dernière von Benvenuto Cellini, konnte einem durchaus der Gedanke unterlaufen, dass man das alles sehr vermissen könnte, wenn das Opernhaus am Offenbachplatz eines Tages saniert sein wird. Und wie selbstverständlich, quasi nebenbei war die Aufführung ein Augen- und Ohrenschmaus der Extraklasse. Einzig die langweilige Einführung hielt mit dem Rest des Abends nicht mit. Bitte erzählen statt ablesen! Und der Komponist heißt Berlioz – gesprochen Berlios, nicht Berliosch! Sorgfalt und Qualität sollten auch für die Einführung gelten und sind weder Luxus noch Glücksache.