Kunst und Liebe
Jetzt sing’ ich dir das letzte Liebeslied.
Ein Brausen füllt mein Ohr wie Sturmesklage,
seit mich in seinen Priesterdienst beschied
der Geist der alten und der neuen Tage.
Der duldet nicht in seines Tempels Bann
die sinnberückend leichtgeschürzten Klänge;
und wehrend wandelt eine Scheu mich an,
daß fürder ich von unsrer Liebe sänge.
Denn meine Sprache ist für alle da!
Doch was wir so von Aug’ zu Auge sehen,
was so in Seufzern zwischen uns geschah,
ist eine Sprache, die nur wir verstehen.
Richard Dehmel (1863 – 1920)