Verliebte sind Liebende im Neugeborenenzustand, so hilflos in der Liebe, wie das kleine Kind, das lebt, ohne das Geringste vom Leben zu wissen. Alles Alltägliche ist ihnen neu. Jede Kleinigkeit kann zum Symbol werden. Nichts steht im Weg. Die ganze Welt scheint zugeschnitten auf die Schwebe der Verliebten: auf ihre Schwebe des Glücks mit dem Anderen, den sie kaum mehr als Anderen erleben, eher als Verlängerung ihrer selbst. Sie schwärmen von der Liebe, aber lieben nicht. Verliebte und Liebende trennen Welten, aber wer weiß das schon immer? […] Dem hellen Schwärmen folgen die ewigen Sekunden der Lust, Tage, die zu Nächten werden, Nächte, die zu Tagen werden, während hinter dem Rücken schon langsam ein Alltag der Liebe einsetzt. Für die wenigsten bleibt es dabei, auf die meisten kommen noch zwei Akte zu: Trennung und Einsamkeit.
Bodo Kirchhoff im Vorwort zum Lesebuch “Niemandstage der Verliebtheit”

Nicht-Musiker finden während der letzten “zwei Akte” Trost bei Bach, Mozart oder Debussy, jedenfalls wird es so erzählt. Ich selber habe das Hören dieser Musik in entsprechenden Situationen oder Phasen nie als hilfreich empfunden. Wenn “Herz und Mund und Tat und Leben” zur Ruhe kommen sollen, sich sammeln müssen, um neue Kraft und Zuversicht zu gewinnen, dann helfen lange Spaziergänge und eine anständige Gastronomie. Liebe geht durch den Magen, so heißt es. Doch auch den Zurückgelassenen, durch Liebesmühen Geschwächten und Entliebten sei dies anempfohlen: geht raus, genießt die Natur, die frische Luft – und esst was Gescheites.

Vergissmeinnicht