Letzte Woche war ich in Leipzig. Es war mein erster Besuch in dieser Stadt, die bekanntlich seit geraumer Zeit einen immensen Zulauf erfährt und mittlerweile zur am schnellsten wachsenden Großstadt Deutschlands avanciert ist. Es gibt genügend gute Gründe, Leipzig zu besuchen, doch unsereins fährt in erster Linie der Kultur und Geschichte wegen dorthin. Und so schreibt sich das Besuchsprogramm beinahe von ganz allein: Thomaskirche, Bach-Museum, Nikolaikirche, Gewandhaus, Oper, Zeitgeschichtliches Forum, Altes und Neues Rathaus, Naschmarkt, Völkerschlachtdenkmal, Auerbachs Keller – die Liste der Sehenswürdigkeiten ließe sich verlängern. Mit am beeindruckensten war der Besuch des Mendelssohn-Hauses in der Goldschmidtstraße. Das Haus bietet die Möglichkeit, die letzte und einzige erhaltene Privatwohnung des Komponisten zu besichtigen. Still und mit nobler Zurückhaltung kommen mir diese großzügigen Räumlichkeiten entgegen. Ich bewundere originales Mobiliar, Noten, Briefe, Aquarelle. Geradezu ehrfürchtig gehe ich ins Arbeitszimmer, wo der “Elias” entstand, in die Küche, den Schlafraum, den Salon. Wer möchte, darf computeranimiert ein virtuelles Orchester dirigieren, ganz “richtig” mit Partitur und Taktstock. Schließlich, wie zufällig, finde ich an der Wand einen Ausspruch von Johannes Brahms: “Ich wollte meine sämtlichen Werke dafür hingeben, wenn mir ein Werk wie die Hebriden-Ouvertüre gelungen wäre.” Ausgerechnet er sagt so etwas! Ich verlasse das Haus bereichert, beglückt.

Mendessohn_Bartholdy