Es gibt in dieser Spielzeit nur noch zwei Gelegenheiten, die Produktion des Staatstheaters Nürnberg von Cavallis La Calisto zu sehen, nämlich am 12. und 25. Januar. Eine der Dezember-Vorstellungen habe ich miterlebt und kann einen Besuch nur ausdrücklich empfehlen. Die Realisierung ist modern und enthält aktuelle Zeit- und Gesellschaftsbezüge, spielt aber gleichzeitig mit zeitlosen Allegorien – komisch, selbstironisch und mit sehr menschlich anmutenden Transfers. Die Inszenierung von Jens-Daniel Herzog ist heiter bis böse, leicht bis gemein. Wolfgang Katschner hat dazu eine entschlackte, temporeiche musikalische Fassung erstellt – hier und da mit ein paar Kürzungen, dafür an anderer Stelle mit Entlehnungen und Einschüben von Cavallis Zeitgenossen. Julia Grüter als Calisto und Jochen Kupfer als Giove ragen sängerisch heraus, gleichwohl ist das Niveau ausgewogen und stimmig. Die Bayerische Staatszeitung lobt eine “herrliche Mischung aus Komik und tiefen Gefühlen, Realität und Travestie, Kabarett und Mythos, die bestens unterhält und berührt.” So muss Barockoper sein. Chapeau!