Heute, buchstäblich zum Frühstück, bin ich in weltberühmte Filmmusik geraten: Es lief das Harry-Lime-Thema aus dem Film “Der dritte Mann”, die Musik von Anton Karas (1906 – 1985), dem österreichischen Komponisten und Zitherspieler, der mit dieser Komposition einen Welterfolg landete. Keinem seiner übrigen Stücke war auch nur annähernd ein vergleichbarer Erfolg beschieden. Dieses Schicksal teilt er mit anderen Größen der Musikgeschichte, man denke an Max Bruch. Dessen Violinkonzert ist bis heute Favoritstück vieler Konzertbesucher, er selbst hat seine Zeitgenossen verzweifelt und vergeblich von der Qualität seiner restlichen Kompositionen zu überzeugen versucht. Oder wie fühlt sich jemand wie Ernst Nikolaus von Reznicek, der eine ganze Oper schreibt (“Donna Diana”), von der aber nur die Ouvertüre überlebt? Wohl ähnlich wie ein Sternekoch, dessen berühmtes Amuse Gueule zwar dankbar angenommen wird, aber dessen nachfolgendes Menu keine Wertschätzung findet! Bestellen wir und schmeckt uns nur, was wir kennen? Lassen wir uns durch ein oft gespieltes Einzelstück, und sei es noch so meisterlich, nicht unser Gehör verstellen? Müssten wir nicht viel neugieriger sein, viel mehr stöbern, viel mehr kennenlernen? Könnte es nicht sein, dass wir dabei etwas Neues entdecken, etwas Ungewohntes, etwas Überraschendes, von dem wir bislang weder wussten, dass es das gibt, noch dass wir es mögen?