Als ich ein kleiner Junge war, arbeitete mein Vater ein paar Jahre lang für das Nordwestlotto. Auf seinen Touren zu den Lotto-Annahmestellen durfte ich ihn manchmal begleiten, was mir immer Freude machte. Wir unternahmen die Fahrten mit dem Dienstwagen, einem alten Mercedes Ponton 180 Diesel. Bei kürzeren Aufenthalten wartete ich im Auto, bei längeren ging ich mit hinein und bekam eine Limonade oder ein Eis, während mein Vater seine Gespräche führte. Besonders gern fuhr ich zum “dicken Mörs”, wie mein Vater den Mann nannte, der zusammen mit seiner Frau eine Annahmestelle in Westerholt leitete. Der dicke Mörs hatte im Hinterzimmer des Ladenlokals ein Aquarium, in dem Guppys und Neonsalmler schwammen. Ich bewunderte die Schönlinge bei jedem Besuch.

Neonfische

Eines Tages rief der dicke Mörs an und sagte, er habe zwei Klaviere aus einem Nachlass, wir könnten eins davon haben, wenn wir wollten. Ich erinnere mich gut, dass ein schwarzes und ein braunes Instrument zur Auswahl standen. Das braune, für das wir uns schließlich entschieden, war ein schönes Klavier der Marke Hilger/Essen. Auf die Frage nach dem Preis zündete sich der dicke Mörs eine Zigarette an und sagte, er habe keine Ahnung. Ob hundert Mark in Ordnung wären? So kam ich also zu meinem ersten Klavier, das es übrigens heute noch gibt. Es lässt sich leider nicht mehr gut stimmen und wird demnächst zur Hausbar umgebaut. Dem dicken Mörs, Gott hab’ ihn selig, wär’s wohl egal.