Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ich bestimmte Geschichten so oft erzählt habe, dass ich nicht mehr weiß, ob ich sie wirklich erlebt habe. Ich wusste eine Zeitlang noch, dass ich sie wirklich erlebt habe, aber irgendwie haben die sich dann verselbständigt. Geschichten drängen sich zwischen die Wirklichkeit, und man weiß es nicht mehr. Also, ich weiß, dass ich nie mit der Monroe geschlafen habe und daher auch nie ’ne Geschichte darüber erfunden habe.
Hellmuth Karasek (1934 – 2015) im Jahre 2012 in einem Interview auf die Frage, ob der Regisseur Billy Wilder für eine gute Geschichte das eine oder andere zurechtgebogen habe, wie glaubwürdig dessen Erzählungen seien und ob Wilder nicht jemand ist, der “die Wahrheit sagt, selbst wenn er lügt”.

Karasek2012
Foto: JesterWr/C. Grube

An einer anderen Stelle des Gesprächs ist von “heiligen Stätten” die Rede und wie man sich freut, wenn man selbst dort ist. Orte, an denen die großen Stars übernachtet oder sich anderweitig aufgehalten haben. Das kann ich gut verstehen. Ich würde zum Beispiel gerne mal eine Nacht im Hotel Crowne Plaza Niagara Falls verbringen, Zimmer 801. Marilyn Monroe hat dort während der Dreharbeiten zu Niagara gewohnt. Sollte dieser Wunsch jemals in Erfüllung gehen, wäre es schön, wenn ich hinterher wüsste, dass ich es wirklich erlebt habe. Wenn nicht, würde ich die Geschichte wahrscheinlich erfinden. Sie wäre sogar wahr.