Das Konzert war ganz schön, aber nicht so, dass es mich beeindruckt hätte. Man merkt bzw. hört dem Philharmonischen Orchester Gießen an, dass es in jeder Saison alles Mögliche spielen muss, also heute Mozart, morgen Tschaikowsky und übermorgen ein Musical-Medley oder sonst was. Das heißt, es ist nicht sonderlich vertraut mit den speziellen Regeln einer bestimmten Epoche, mit deren Eigentümlichkeiten, mit der jeweiligen musikalischen Sprache und Rhetorik. Alles klingt verordnet und nicht selbstverständlich oder intuitiv, trotz der musikalischen Leitung eines erfahrenen Dirigenten wie Werner Ehrhardt. Dazu kommen die üblichen, ärgerlichen Schwächen in den Blechbläsern.

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Stellen wir uns vor, wir sollten ein und denselben Text hintereinander in verschiedenen Sprachen sprechen – jeder würde unseren Akzent hören. Kommunizierten wir aber ständig und ausschließlich auf französisch oder spanisch, kämen wir der Aussprache “echter“ Franzosen oder Spanier viel näher. Genauso ist das mit Orchestern. Die auf Barockmusik spezialisierten wissen einfach, wovon die Rede ist. Und so „sprechen“ sie dann auch.