Es ist einer der seltenen Momente in meinem Kursleben. Ein Moment, in dem sozusagen die Zeit still steht und jeder im Raum spürt, dass gerade ein sehr besonderes Stück gespielt wird und niemand sich dessen Zauber entziehen kann. Gestern Abend besprechen wir Les Indes Galantes von Jean-Philippe Rameau, und wir sind im dritten, dem “persischen” Akt. Es läuft das unwiderstehliche “Tendre amour”, eine der schönsten Kompositionen Rameaus überhaupt. Das Ensemble der Bayerischen Staatsoper musiziert unter Leitung von Ivor Bolton so sensibel und zart, mit exquisitem Geschmack und untrüglichem Gespür für Dynamik, Phrasierung und Ornamentik, dass der Zuhörerkreis wie gebannt und geradezu ergriffen Takt für Takt durchlebt. Es sind diese fünf Minuten, die aus einem normalen Kursabend ein großes Geschenk machen, nicht nur für mich.