“Wir haben auf Kosten der Sterblichen gelacht”, singt Thespis in Jean-Philippe Rameaus “Platée”. In einem Liebeslied auf Bacchus nach durchfeierter Nacht preist er, der Begründer der griechischen Tragödie, zudem Schauspieler und Theaterleiter, die Wahrheit, Freiheit und Aufrichtigkeit, die der Gott des Weines und des Rausches ihm hat zuteil werden lassen. Müde und schlaftrunken, den Blick auf unzählige Becher und Pokale gerichtet, erinnert er sich an Musik und Tanz, an Spiel und Verführung, an Sinnenfreuden und Genuss. Ungeplant erscheint Amor und besteht darauf, beim Erfinden eines neuen Schauspiels Pate zu stehen: “Wie kann ein Spiel ohne die Inspiration der Liebe sein?” Da wir zu den Sterblichen zählen, dürfen wir auf unsere Kosten getrost mitlachen. Auch wenn wir während durchfeierter Nächte zuweilen empfinden, wir gehörten nicht dazu.

Thespis

Thespis, Bronzeskulptur
Villa dei Papiri, Herculaneum. Archäologisches Nationalmuseum, Neapel.