“Ich verabscheue die Musik als Weltanschauung und rate, die Musik um ihrer selbst willen zu lieben und nicht der Gefühle wegen, die sie im Hörer hervorruft.” Von Igor Strawinsky ist dieser Satz, und er fügte hinzu, viele Menschen gäben in die Musik etwas hinein, das diese von sich aus gar nicht enthält – und meinte damit keineswegs nur ein assoziatives, bildhaftes Hören. Ist aber das emotionale Verknüpfen, das individuelle Generieren von außermusikalischen Koordinaten nicht verständlich, ja schlechterdings nur menschlich? Musik wird doch deswegen nicht zum Vehikel, zum Werkzeug, nur weil die Liebe zu ihr sich nicht ausschließlich auf Rhythmus, Melodik, Harmonik und Klangfarbe bezieht! Die Musik ist mehr als die Summe der Töne, heißt es richtigerweise. Wir könnten auch sagen, die Liebe zur Musik erschöpft sich nicht im Bestaunen von Parametern. Die Liebe zur Musik geht über das analytische Durchdringen und Bewundern satztechnischer oder formaler Kunstfertigkeiten weit hinaus. Wie die Liebe überhaupt, die große zumal, mehr ist als ein Palimpsest nachvollziehbarer Leidenschaften – ein Mysterium, das sich dem Erklärbaren, dem wirklichen Verstehen letztlich entzieht.