Heute Morgen las eine Sprecherin mit deutlich hörbarem Sigmatismus die Nachrichten auf hr-online. Webdefinitionen bestimmen das Lispeln als Form der Dyslalie. Diese gilt in der deutschen Sprache als – Achtung – “Sprechfehler”. Wohlgemerkt “Sprechfehler”, nicht “Sprachfehler”. Ich hatte von Anfang an den Verdacht, dass die Bezeichnung “Sprachfehler” wohl unziemlich ist. Angeblich lispeln manche Menschen nicht, wenn sie singen. Stimmt, ich zum Beispiel. Aber ich lispele auch sonst nicht. Naja, die Sprecherin, also die mit dem Sprechfehler, hätte ja die Nachrichten singen können. Aber vielleicht kann sie auch das nur fehlerhaft, wer will das wissen? Und wenn schon! Es gibt ja auch Leute, die für die Zeitung oder für den Videotext arbeiten und nicht fehlerfrei schreiben können. Da hilft dann auch Singen nicht. Wer nicht hören will, kann ja lesen? Oder singen? Falsches Sprechen, falsches Schreiben, falsches Singen – alles halb so wild heutzutage, alles irgendwie egal. Man kann eben aus einem Pisspott keine Mokkatasse machen. Wozu auch?