In der nächsten Woche beginnt ein Chorprojekt, das ich mit Sängerinnen und Sängern in Wetzlar-Naunheim durchführen werde. Nachdem nun etwa zehn weltliche Chorprojekte hinter uns liegen, alle über die Wetzlarer Musikschule organisiert und dort aufgeführt, wollen wir uns nun in einem freien Projekt der geistlichen Musik widmen. Auf dem Programm steht unter anderem die Kantate “Also hat Gott die Welt geliebet” für fünfstimmigen Chor und Instrumente von Johann Rosenmüller (1617? – 1684). Es ist wahrscheinlich das Stück, das ich auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde. Ein Stück Leben, gewissermaßen eine musikalische Dauerbegleitung. Ich habe das Stück mit fünfzehn Jahren kennen gelernt, auf einer Freizeit in Altenberg in NRW. Vollkommen unerwartet durfte ich damals das Cembalo spielen. Die Leitung hatte Prof. Martin Kemper, der mich am Klavier improvisieren gehört hatte und spontan fragte, ob ich nicht Lust hätte, bei der Rosenmüller-Kantate Continuo zu spielen. Er traute mir das einfach zu! So saß ich da, fünfzehnjährig, begeistert, aufgeregt, stolz, völlig gefangen und berauscht von den Klängen dieser Musik. Es war Liebe auf den ersten Blick, nein auf das erste Hören, und diese Liebe ist bis heute geblieben. Ich habe das Stück dann in den achtziger Jahren mit dem Hertener Kammerchor einmal aufgeführt, ein zweites Projekt einige Jahre später kam nicht zustande. Jetzt ist es wieder soweit, manchmal brauchen die Dinge ihre Zeit. Es ist eine Art musikalisches “nach Hause kommen”, anders als jemals und doch so vertraut.