Wetzlar. Bereits mit 31 gestorben, hat Komponist Franz Schubert ein vielfältiges Werk hinterlassen. Wer Franz Schubert war, hat Thomas Sander, Leiter der Musikschule Wetzlar, Gästen der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft (DÖG) gezeigt. Es ist eine besondere Gabe von Thomas Sander seinem Publikum locker und lehrreich musikalische Sachverhalte näherzubringen. Und natürlich die dazugehörenden Personen. Gut eine Stunde lang reisten mehr als 80 Liebhaber klassischer Musik, darunter Mitglieder, Freunde und Gäste der DÖG Wetzlar mit Sander in die Zeit Schuberts zurück.
Sander, der nach eigenem Bekunden vor 50 Jahren sein erstes Schubertstück, unvergessen ein Ländler in a-Moll, auf dem Klavier spielte, gewährte Einblicke in das unstete und unruhige Leben Schuberts. In seinem Vortrag arbeitete er die Charakteristika des enormen musikalischen Schaffens eines begnadeten Künstlers heraus, der aber zeitlebens nicht von seiner Musik habe leben können. Viele hätten Schuberts musikalisches Talent erkannt, niemand aber habe es vermarktet oder dem Genie zumindest zur Seite gestanden. Zwei eindrucksvolle Konzertmitschnitte ergänzten Sanders Ausführungen zu einem gelungenen Ganzen des Schubert-Abends im Konzertsaal der Musikschule Wetzlar.
Franz Peter Schubert – geboren und gestorben bei Wien – war das 13. von 16 Kindern, von denen nur vier das Erwachsenenalter erreichten. Er war ein unauffälliger, jedoch sehr musikalischer Schüler, der im Alter von elf Jahren in den kaiserlichen Hofchor aufgenommen wird. 1797 wird er geboren – Mozart war zu diesem Zeitpunkt sechs Jahre tot und Joseph Haydn auf der Höhe seines Schaffens – und wächst in einer Zeit heran, die von großartiger Musik ebenso geprägt ist wie von politischen Umwälzungen wie dem Wiener Kongress.
„Schubert, der Träumer, das Genie ohne Erfolg“ hat ein „gigantisches Werk“ hinterlassen, so Thomas Sander. Er hat sehr viel für Klavier komponiert, ohne aber – wie Mozart oder Schumann – selbst ein Konzertpianist gewesen zu sein. Er hat 15 Bühnenwerke komponiert, Opern, Sinfonien, Messen, geistliche und weltliche Werke, fand aber zu keiner Zeit irgendwo eine feste Anstellung. Und natürlich schrieb er neben alledem über 600 Lieder, die „kleine musikalische Form“, für die Franz Schubert weltbekannt ist. Werke voller Wohlklang und Gefälligkeit, fast immer aber mit leiser Trauer und Melancholie. Er war laut Sander „ein Meister musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten mit phänomenalen Gaben“.
In seinem kurzen Leben – Schubert starb 1828 mit nur 31 Jahren – hat er „wie besessen komponiert“, insgesamt 30 000 Stunden, wie man ausgerechnet habe. Und gleichzeitig war Schubert ein melancholischer Mensch. Ein Mann mit vielen Frauenbekanntschaften, aber keiner einzigen festen Bindung, mit reichlich Alkoholkonsum und schweren Krankheiten. Mit 25 Jahren litt er an Syphilis, gestorben ist er an Typhus, ein Jahr nach Beethoven. Schuberts Leben war laut Sander „begleitet von unaufhörlichem Zerfall an Gesundheit, Hoffnung und Erwartung“, ein kurzes Leben, das der Nachwelt aber ein „gigantisches Oeuvre“ hinterlassen hat. (ew)