„Man kann musikalisch alles ausdrücken, was ein feines Ohr im Rhythmus der Welt, die es umgibt, wahrnimmt. Gewisse Leute wollen sich zuallererst nach Regeln richten. Ich für meinen Teil will nur das wiedergeben, was ich höre.“ Diese Sätze stammen von Claude Debussy, dessen 161. Geburtstag wir heute feiern. Sein heute beliebtestes und meistgespieltes Werk, La Mer, wurde 1905 uraufgeführt und nicht gerade begeistert aufgenommen. Das Stück sei zu wenig tonmalerisch, nicht realistisch, man höre das Meer nicht rauschen, meinten Kritiker in Verkennung der Tatsache, dass ein simples Abbilden des Meeres nicht in Debussys Absicht lag. Vielmehr wollte er, ähnlich wie Claude Monet in der Malerei, stimmungsvolle Bilder erschaffen, die Platz und Raum für eigene Empfindungen lassen.
Debussy war fasziniert von der See. Schon als junger Mensch war er viel am Atlantik und am Ärmelkanal. „Ich liebe das Meer, ich habe ihm zugehört mit dem leidenschaftlichen Respekt, den man ihm schuldet“, hat er einmal gesagt. In La Mer bildet er das Element Wasser in seiner ständigen Verwandlung ab. Es erklingen kurze musikalische Motive, die sich, wie Wassertropfen und Wellen, ständig verändern. So entsteht „eine klangliche Repräsentation der unzähligen Gedanken, Stimmungen und tief verwurzelter, instinktiver Reaktionen, die das Meer in einer einzelnen menschlichen Seele erweckt.“ (Blair Johnston)