Heute Abend gibt Jonas Kaufmann sein Rollendebüt als Otello in Verdis gleichnamiger Oper. Im Royal Opera House Covent Garden singen mit ihm u. a. Maria Agresta und Ludovic Tézier. Die musikalische Leitung hat Antonio Pappano, Regie führt Keith Warner. Natürlich wünschen wir Jonas Kaufmann für seine Premiere als Otello alles erdenklich Gute, zumal er 2016 wegen eines Hämatoms auf den Stimmbändern für ein paar Monate zwangspausieren musste. Otello sei wegen ihrer Emotionalität die perfekte Verdi-Oper, wird Kaufmann zitiert, gesangliche und schauspielerische Fähigkeiten würden bis an die Grenzen getestet. Mit dieser Einschätzung liegt er vollkommen richtig, insofern freuen wir uns doppelt auf seinen ersten Otello.

Seit Anfang 2017 ist er also wieder mittendrin im Opernzirkus und bietet damit leider, zuweilen auch amüsanterweise Musikjournalisten, insbesondere Musikjounalistinnen eine vielfrequentierte Projektionsfläche für Koketterien, Schwärmereien und überhitzte Fantasien. “Da kommt er zum Interview, der Startenor – in Jeans und Mokassins, er hält einen Teller in der Hand mit Joghurt, Obst, ein bisschen Rührei. Seine Stimme klingt erstaunlich dunkel und etwas rauh, es ist noch früh am Morgen. Guten Morgen, Verehrtester, mein Name ist Marie-Theres von Berchtesgaden, ich schreibe für das Klassik-Magazin Sound so, mit Ihrem Dreitagebart sehen Sie wirklich unwiderstehlich aus, ich werd’ ganz verlegen, und jetzt hab’ ich total vergessen, zu welchen Belanglosigkeiten ich Sie etwas fragen wollte …”