“Operetten gelten als muffig und spießig – ein Irrtum, denn diese unerhörte musikdramatische Kunst birgt bei aller Ironie ein utopisches Potential, das spielerisch die Welt aus den Angeln heben möchte.” Der Literaturwissenschaftler Volker Klotz kommt zu diesem Befund und bezeichnet die Operette als “unerhörte“ Gattung (wie schön!), als ein im besten Fall dramaturgisch wie musikalisch „aufsässiges Bühnenstück, das wider erstarrte und verhockte Lebenshaltungen“ anrennt.

Spielerisch die Welt aus den Angeln heben – wer von uns wollte das nicht oder hat nicht wenigstens einmal davon geträumt? Und wollten wir nicht sowieso gegen erstarrte und verhockte (oder war es verbockte … verzockte?) Lebenshaltungen anrennen? Was ist daraus geworden? “Früher war mehr Operette”, so könnten wir in Abwandlung eines bekannten Bonmots sagen, und damit sind nicht nur die Spielpläne der Theater gemeint. Warten wir nicht immerfort und tun so, als hätten wir ewig Zeit! Und halten wir uns an ein Wort von Robert Stolz, einem der größten Komponisten von Operetten und Filmmusiken: “Es bleibt einem im Leben nur das, was man verschenkt hat.”