Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen hat sein neues Buch veröffentlicht: “Die große Gereiztheit – Wege aus der kollektiven Erregung”. Sorgfältige Beobachtungen und detaillierte Analysen verschmelzen darin zu einer ernüchternden Bestandsaufnahme unserer Medienwelt, deren Regeln und Mechanismen Pörksen schonungslos offenlegt. “Wir sind auf dem Weg zur Empörungsdemokratie”, sagt er und ergänzt: “Wir sehen Gedanken- und Bewusstseinsströme in neuartiger Direktheit, Bestialisches, Banales, Relevantes, Irrelevantes. Diese Dauerkonfrontation mit dem Unterschiedlichsten löst eine Stimmung der Gereiztheit aus.” Pörksen beschreibt die permanente Verfügbarkeit von Information – eben auch die mit ungewisser Herkunft – und kommt zu dem Ergebnis, dass “Gerüchte und Falschnachrichten leichter verfangen” und durch immer mehr Information eine erfolgreiche Desinformation wahrscheinlicher wird. Pörksen verwendet Begriffe wie Skandalisierung, Entzauberungsmittel, Verzwergung, Grenzüberschreitung. “Wir haben ein Ausmaß an überbelichteten Verhältnissen”, stellt er fest und fordert “Prinzipien des guten Journalismus – arbeite wahrheitsorientiert, prüfe erst, publiziere später, sei skeptisch, versuche der Verführung durch Ideologien zu entgehen, benutze mehrere Quellen, unterscheide klar zwischen Werbung und Berichterstattung, skandalisiere nur, was tatsächlich relevant ist.” Leseempfehlung!
Pörksen, Bernhard: Die große Gereiztheit – Wege aus der kollektiven Erregung. München: Hanser, 2018.