“Wir haben keine Auswärtsschwäche. Wir haben eine Ergebnisschwäche in Auswärtsspielen.” Mit diesem Satz hat sich der Fußballer Christian Gentner als feinsinniger Beobachter der deutschen Sprache zu erkennen gegeben, wie schön. Er hätte hinzufügen können, dass Gewerkschaften natürlich nicht die 35-Stunden-Woche fordern, sondern selbstverständlich an der 168-Stunden-Woche festhalten, während dieser jedoch nur 35 Stunden arbeiten wollen.

Öffentliche Musikschulen haben zunehmend das Problem, qualifiziertes Personal zu finden. Das hat mehrere Gründe, liegt aber hauptsächlich daran, dass die Verdienstmöglichkeiten (Achtung, polysemantische Falle – hier ist nur von Geld die Rede!) schlecht sind. Immer weniger Festangestellte, dafür mehr freie Mitarbeiter ohne den Anspruch auf Sozialleistungen. Diejenigen, die noch feste Arbeitsverträge haben, warten auf ausstehende Tariferhöhungen, leisten zum Teil unentgeltliche Mehrarbeit und verzichten auf Sonderzahlungen für zusätzliche Dienste. Unworte des Jahres: Kommunaler Sparzwang, freiwillige Leistung, Wiedervorlage. Welcher Berufsanfänger soll unter diesen Bedingungen in einer öffentlichen VdM-Schule seine Zukunft sehen?

Mittel- und langfristig wird sich zwangsläufig die Qualität des Lehrpersonals verschlechtern – es sei denn, die finanzielle Ausstattung der Musikschulen wird spürbar verbessert und die Schulen unterziehen gleichzeitig ihre Binnenstrukturen einer Effizienzprüfung. Flexibilität (nein, kein Euphemismus für Verschlechterung – im Gegenteil!) und Kreativität müssen auf die Agenda! Sehen wir in Veränderung zuerst Chancen, nicht Risiken! Nur so verhindern wir, dass Christian Gentner eines Tages sagt: “Wir haben keinen Musikschulniedergang. Wir haben einen Niedergang von Niveau und Qualität an Musikschulen.”