Bis vor ein paar Jahren hatte es die Operette schwer, jedenfalls hierzulande. Sie galt als zu oberflächlich, zu kitschig, zu banal – mit dem Vorurteil oder besser Missverständnis, ausschließlich Unterhaltendes in ihr zu sehen. Dass sie auch Zeit- und Gesellschaftskritisches thematisiert, spielte in Wahrnehmung und Bewertung häufig kaum eine Rolle. In den letzten Jahren kommt es vermehrt zu einer Korrektur dieser Einschätzung. Operetten werden intellektueller, durchlässiger, gespiegelter. Tobias Bonn, Sänger und Schauspieler, formuliert es so: “Bei aller Sentimentalität, vor der man sich in der Operette nicht scheuen darf, bei allem Klischee und Kitsch, dem man sich hingeben muss, ist die Überhöhung und Künstlichkeit wichtig, genau wie das Zitieren.”

Verena Unbehaun, Schauspielerin, Sprecherin und Sängerin, geht in ihrem “Plädoyer für die pro-emotionale Operettung” in dieselbe Richtung. Ihr Ton ist offensiver, draufgängerischer: “Das Augenzwinkern der Operette – trotz allem! – das Durchsingen aller möglichen Katastrophen, der Humor, der doppelte Boden, begleitet von hüpfenden, beschwingt erhebenden und liebenden Operettenmelodien – und Opas Charme: All das verhalf mir zu einem humoristischen, leichten Blick auf die Realität. Die Operette half mir, die alltägliche Leere wieder mit Liebe und Wärme anzufüllen – ein Antidepressivum gegen den ganzen Mist von “heute journal” und uns selbst! Ich setze mich ein für die “pro-emotionale Operettung”! Stehen Sie wieder zur Operette, holen Sie sie zurück in Ihre Gegenwart. Holen Sie sie von der Bühne herunter und hinein in Ihren ganz persönlichen Alltag, und Sie werden mehr lachen, mehr fühlen, und mehr leben! Leben Sie Operette! Ich plädiere für die pro-emotionale Operettung: für die Rettung durch Operette. Gegen Depression, Langeweile, Stress, Frust, Schlaflosigkeit, Überforderung! Operettung für alle!”

Kurstitel: Operette sich, wer kann! (in Vorbereitung)