Zur besonderen liturgischen Gestalt des Advents gehören die berühmten O-Antiphonen. Es sind die sieben Magnificat-Antiphonen in der Woche vor Weihnachten (17.-23.12.), die mindestens auf das 7. Jahrhundert zurückgehen. Dem Messias werden im Alten Bund sieben Titel gegeben, unter denen er in den Antiphonen angerufen wird (O Weisheit, O Adonai, O Wurzel Jesse, O Schlüssel Davids, O Aufgang, O König der Völker, O Emmanuel).  Dann schließt sich jeweils eine flehentliche Bitte um sein Kommen an.

Die innigste und ergreifendste Vertonung ist die von Marc-Antoine Charpentier. Während allerorten Händels Messias und Bachs Weihnachtsoratorium musiziert wird, hält man zumeist vergeblich nach einem Konzert Ausschau, in dem dieses Wunderwerk zur Aufführung kommt. Wirklich schade, denn es sind unmittelbar berührende, den Texten hochsensibel nachempfundene Motetten, klangschön und sinnlich. Die Referenz-Aufnahme ist bei harmonia mundi erschienen (musique d’abord), Les Antiennes “O” de L’avent mit Les Arts Florissants unter Leitung von William Christie.

Charpentier O-Antiphonen