“Trauernd am Lagerfeuer” überschreibt Lenz Jacobsen seinen Artikel auf ZEIT online über die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu den Terroranschlägen von Paris: […] In den antiken Tragödien repräsentiert der Chor häufig eine politische Gemeinschaft und hat die Funktion, das Geschehen auf der Bühne zu interpretieren und mit Gefühl und Deutung zu begleiten. Diese Rolle übernehmen an diesem Abend auch ARD und ZDF: Sie sind der Fernsehchor zu diesem Terrordrama. Claus Kleber ist der bundesdeutsche Chorleiter. […]
Das liest sich ganz süffig, zugegeben, und Herr Jacobsen mochte wohl auf diese Pointe nicht verzichten. Doch im antiken Drama gibt es keinen Chorleiter, und abgesehen davon gibt es Chöre im heutigen Sinne – also mehrere Singende pro Stimme im Gegensatz zu solistischer Besetzung – erst seit gut dreihundert Jahren, somit ist der Berufsstand des Chorleiters, so wie wir ihn heute verstehen, nicht älter. Selbst der singende Hofnarr, der ja kein Chorleiter ist, reicht historisch nicht weit genug zurück. Immerhin schützt ihn die Narrenfreiheit, was er mit manchen Fernsehmoderatoren und Journalisten gemein zu haben scheint.