Es gibt nicht so viele Komponisten, deren Werke wir – bezogen auf unsere Stimmung oder Seelenlage – immer hören können. Oder sagen wir besser fast immer, denn unausweichlich kommen wir alle zuweilen in Situationen, in denen wir bewusst aufs Musikhören verzichten. Von diesen Momenten abgesehen, ist die Bandbreite der Wahlmöglichkeiten ziemlich groß: Von Bachs Orchestersuiten über Mozarts Sinfonien bis hin zu Klaviermusik von Debussy trifft vieles unsere alltägliche Gemütsverfassung relativ passgenau und konvenient. Mit Berlioz, Wagner und Schostakowitsch tun wir uns schon schwerer. Hier müssen wir auf einen geeigneten Tag warten, auf eine bestimmte Stunde. Und wie selten erst sind wir frei für Gesualdo, Wolf oder Hartmann! Sollten wir uns nicht häufiger aufmachen und das Entlegene, das Unbekannte entdecken? Wie neugierig sind wir noch, und wie offen? In dieser Woche haben wir in den Kursen Ravels “Daphnis und Chloe”, Chopins 1. Klavierkonzert, Glucks “Iphigenie auf Tauris”, Mendelssohns Violinkonzert und seine 3. Sinfonie gehört. Auch das alles, um auf den Anfang zurückzukommen, können wir nicht “immer” hören. Aber vielleicht häufiger als bisher. Weil wir gelernt haben und immer wieder die Erfahrung machen, dass vieles auf und zu uns passt, von dem wir bislang bestenfalls eine vage, unbestimmte Ahnung hatten, wenn überhaupt. So vieles wartet auf uns….