Schon lange erlebe ich, dass die Vermittlung von Musik des 20. oder 21. Jahrhunderts immer mal wieder auf Vorbehalte oder Widerstände stößt, auch bei durchaus interessierten Laien. So geschehen am Freitag bei meinem Vortrag “Musik in England von 16oo bis heute”. Gegen Ende hatte ich den ersten Satz aus “Epyllion” von Elizabeth Maconchy vorgestellt, woraufhin sich eine Diskussion über Satztechniken, erweiterte Harmonik, Dissonanzbildungen etc. ergab, natürlich auch über Mögen und Nichtmögen. Ein Hörer, dem das Stück überhaupt nicht zusagte, sprach von einem “Irrweg”, der hier beschritten würde. Ich versuchte, wie in solchen Gesprächen eigentlich immer, auf historische Situationen zu verweisen, in denen ein Publikum zunächst auf das Heftigste protestiert hatte (Beethoven “Eroica”, Strawinsky “Sacre du printemps”), und sich die Stücke dennoch im Laufe der Zeit durchsetzen konnten. Es fehlt hier einfach an Verständnis, an Vermittlung, an Hörhilfen. Was wird in 100 Jahren sein? Werden die Werke der Moderne und der Avantgarde dann wie selbstverständlich gehört werden, vielleicht gar auf der Couch zur Entspannung, nach einem langen und anstrengenden Tag? Immerhin, zwei Teilnehmer kamen am Ende und zeigten sich an Maconchys Stück sehr interessiert. Für einen der beiden war “Epyllion” sogar eine Offenbarung, wie er sagte. Das hat mich wirklich gefreut.