Bariton Matthias Goerne, ein von mir hochgeschätzter Sänger, Interpret und Bühnenakteur, kritisierte jüngst in einem Interview mit der WELT die seiner Ansicht nach übermäßig strengen Auflagen für Konzerte und andere Kulturveranstaltungen. Es würden, so Goerne, im öffentlichen Nahverkehr, in der Bahn oder im Flugzeug nirgendwo Mindestabstände eingehalten. In den Kultureinrichtungen hingegen, die nur zu einem lächerlich geringen Teil mit Publikum besetzt werden dürfen, komme er sich vor wie auf einer Intensivstation. Würde die Autoindustrie so behandelt werden wie die Kultur, so Goerne weiter, dann würde längst schon kein einziger Wagen mehr vom Band rollen.
Wie passend Bezugnahmen und Vergleiche hier auch immer sein mögen – fest steht, dass Veranstalter und Organisatoren alles stattfinden lassen sollten, was überhaupt möglich ist. Um Fragen der Wirtschaftlichkeit geht es, will man als Theater, als Ensemble oder als Solist überhaupt wieder im Fokus sein, ohnehin nur, wenn man keine anderen Sorgen hat. In diesen Zeiten ist jedes Engagement, jede Aufmerksamkeit, jedes Konzert und jeder Besuch einer Veranstaltung wichtig und von Bedeutung. Verschieben und Vertagen sind keine Option. Wer der Kultur helfen will, verschiebt und vertagt nicht, sondern veranstaltet, tritt auf oder kauft Karten.