Für die Salzburger Festspiele 1989 hatten Herbert von Karajan und der britische Regisseur John Schlesinger (Die Herrin von Thornhill, Der Marathon-Mann, … und der Himmel steht still u. a.) ein gemeinsames Konzept für die Inszenierung von Verdis Maskenball entwickelt. Die Besonderheit bestand darin, dass die Oper in Verdis ursprünglicher, aber von der Zensur verhinderten Fassung gespielt werden sollte, nämlich am Hofe des schwedischen Königs Gustav III. in Stockholm. Nach dem Tode Karajans am 16. Juli in Salzburg – die Bühnenproben für die Eröffnungspremiere hatten bereits begonnen – übernahm Sir Georg Solti die musikalische Leitung.

Der Wiener Kurier nannte die Produktion damals ein “Opernfest für die Nachwelt” und war der Ansicht, die Zeit prächtiger Kostüme und opulenter Szenerien sei vorüber. Altmodische und konventionelle Inszenierungen, so war man überzeugt, würden einem anstehenden und unaufhaltsamen Zeitgeistwandel zum Opfer fallen. Heute wird die Inszenierung vor allem dafür gelobt, dass sie alle Ingredienzien in sich vereint, welche die Faszination Musiktheater ausmachen. Das ist das Entscheidende, notabene: Ob wir angesprochen, gefesselt, berührt werden. Ob Kopf und Herz, Verstand und Gemüt inspiriert und bereichert werden. Dazu gibt es viele Wege – den von 1989 sehen wir heute Abend im Kurs.