Der tschechische Komponist Leoš Janáček (1854 – 1928) studierte in seiner mährischen Heimat die “Sprachmelodie” seiner Landsleute, zudem zeichnete er in Noten möglichst exakt den Gesang der Vögel und andere Naturlaute auf. Rolf Sudbrack berichtet über ein Interview mit Janáček kurz vor dessen Tod: „Für ihn habe die Musik, sagte Janáček, so wie sie aus den Instrumenten klänge, wenig Wahrheit. Aber wenn er dem Klang eines redenden Menschen lausche, höre er am Tonfall, was in ihm stecke, ob er lüge, ob er erregt sei. Die Sprachmelodie sei ein Fensterchen in die Seele des Menschen.“ In seinem 2. Streichquartett, den “Intimen Briefen”, hat Janáček diese Sprachmelodie wunderbar verarbeitet, gewissermaßen als musikalische Camouflage. Hier spricht jemand, dem vor Herzensfülle der Mund überläuft. Und der uns ein melodisches Hörbuch schenkt, verspielt, souverän, frei.

Janacek