Es ist – ich gebe es zu – einer meiner Lieblingsfehler, und es war klar, dass er pünktlich zu den Übertragungen der Fußball-Europameisterschaft wieder auftauchen würde. Meiner Erwartung entsprechend sagte also gestern der Kommentator während seiner Live-Reportage wieder gewunken statt gewinkt. Daran habe ich mich mit heiterer Resignation gewöhnt und zitiere hier gerne Eduard Engel, der schon 1918 in seinem Werk Gutes Deutsch. Ein Führer durch falsch und richtig schreibt: “Von winken gibt es in Süddeutschland ein, dort ernst gemeintes, gewunken; in Norddeutschland wird es nur bewußt drollig gebraucht.” Ob der besagte Fußballkommentator Süd- oder Norddeutscher ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Noch 1998 stellt der Duden fest: “Das unregelmäßige 2. Partizip gewunken dringt heute, obwohl es hochsprachlich nicht als korrekt gilt, über das mundartliche hinaus.” Doch schon in der Ausgabe von 2005 steht gewunken kommentarlos neben dem als Hauptform gekennzeichneten gewinkt. Leider empfiehlt auch das grammatische Informationssystem des Instituts für deutsche Sprache (ids), dass der “Verteufelung von gewunken das Lebewohl zugewunken” werden sollte und rät dann allen Ernstes, bei einem eher konservativen Adressaten vielleicht doch großzügig gewinkt zu schreiben.
Ich bin da weniger konziliant. Erst wenn die Sterne geblunken haben und ich mit gezunkenen Karten über die Straße gehunken bin – dann werde ich auch gewunken akzeptieren.