Angeblich finden 76 % aller Männer Friseurbesuche erotisch. Ein erstaunlich hoher Wert, unabhängig von der Frage, ob es nicht besser Friseurinbesuche (begrifflich seriös, von den meisten in diesem Beruf Tätigen präferiert) oder Friseusenbesuche (sprachlich diskreditiert, da verbunden mit der Vorstellung von Minirock, pinkfarbenen Nägeln, toupiert, blondiert etc.) heißen müsste. Die ZEIT veröffentlichte vor einigen Wochen unter dem Titel “Waschen, schneiden, stöhnen” einen Bericht, in welchem der Autor für eine Fokussierung auf den Haarschnitt plädiert und seiner natürlichen Skepsis gegenüber Kopfmassagen und sonstigen Wohlfühlprogrammen in Friseursalons Ausdruck verleiht.

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Hier sind unterschiedliche Sichtweisen möglich. Warum geht Mann zum Friseur? In den immer noch meisten Fällen wegen eines professionellen Haarschnitts, an den gewisse Ansprüche gestellt werden dürfen. Warum geht Mann zur Friseurin oder zur Friseuse? Schon schwieriger. Sieht man den Besuch als Gesamtkunstwerk an, als sinnlich-phantastisches Erlebnis mit lustbetonter Shampoo-, Wachs- oder Gelmassage, können andere Parameter im Vordergrund stehen: Attraktivität, Charme, Verführungspotenzial, Thrill, Kick. Ein zufriedenstellender Haarschnitt ist dann sozusagen gratis, ein Kollateralgeschenk. Übertragen auf Bäckereien oder Fleischereifachgeschäfte hieße das, dass Brot und Bratwurst im Zweifel durch die Geschmacksprüfung fallen dürfen, sofern die Bedienung den entsprechenden Test mit Glanz und Gloria besteht.

Wie auch immer, unter suchebiete.com jedenfalls gibt es fantasievolle Angebote für die entsprechende Zielgruppe: “Schneide Dir die Haare in Dessous, Lack, Leder … oben ohne … in High Heels oder Stiefeln … auch barfuß für den Fußliebhaber … oder dominant für den devoten Herrn …”