In unserem Filmmusik-Kurs stand letzte Woche zum wiederholten Male Der König tanzt (F/D/B 2000) auf dem Programm, als Beispiel für die Sparte “Musikhistorischer Film mit Originalmusik”. Der Film ist absolut sehenswert, gleichermaßen wegen der großartigen Darsteller und der von Musica Antiqua Köln eingespielten Musik, nicht minder wegen seiner verschwenderischen Ausstattung.

Gestern nun Friedemann Bach (D 1941), ein “schwacher Film, trotz Gründgens” (Heyne Filmlexikon). Es ist kaum möglich, dieses Urteil zu widerlegen – zu groß sind die historischen Ungenauigkeiten und fiktiven Handlungsstränge, zu sentimental und pathetisch die Dialoge. Gleichwohl ist Gustaf Gründgens in der Titelrolle beeindruckend, vor allem als leidenschaftlicher und nicht korrumpierbarer Streiter für eine eigene, neue und weiterentwickelte Musik: “Ihr wollt von mir, was der Vater konnte. Ich kann es nicht. Ich will es auch nicht können. Ich kann nicht seine Gedanken denken und ich will nicht seine Musik machen. Wisst ihr denn, was es heißt, der Sohn eines großen Vaters zu sein und es nie vergessen zu dürfen und dabei selber leben und schaffen zu wollen? Ich habe gekämpft, ich habe mit dem Ruf Johann Sebastian Bachs immer wieder gekämpft, aber jetzt will ich nicht mehr kämpfen, ich will nicht mehr Sohn sein, ich will Friedemann Bach sein und sonst nichts.“

Will Quadflieg hat einmal über Gustaf Gründgens gesagt, dieser sei ein Schauspieler, der „viel im Laden hat und es sich leisten kann, wenig im Schaufenster zu zeigen“. Gründgens zeigt in Friedemann Bach vor allem die inneren Prozesse der Trauer und Verzweiflung – auf so außergewöhnliche Weise, dass sich allein dafür das Anschauen lohnt.