Gestern “Idomeneo” im Essener Aalto-Theater. Überzeugende Sängerinnen und Sänger, starker Chor,  gutes Orchester. Inszenierung, Ausstattung und Dramaturgie akzeptabel bis zufriedenstellend. Das Geknirsche beim Laufen über das unvollständig verlegte Laminat war ziemlich nervtötend, aber lassen wir das. Dreieinhalb Stunden (mit Pause) dauert das Stück, und zum ersten Mal habe ich bedauert, dass die Oper keinen Schlager, keinen Gassenhauer, keinen Ohrwurm enthält. Wir müssen uns hier nicht über die Qualität der Musik auslassen, es ist ein grandioses Werk mit prächtigen Chören, herrlicher Ballettmusik und virtuosen Anforderungen an Vokal- wie Instrumentalsolisten. Und trotzdem: Im Vergleich zu den “Da Ponte-Opern”, zur “Entführung”, zur “Zauberflöte” kann einem das Drama doch lang werden, so ganz ohne Mitsing-Impuls. Auch das starre Opera-seria-Korsett verstellt den Blick (und das Gehör) auf die großartige Musik. Nicht ohne Grund hat die Nachwelt die Oper lange verkannt, und “Idomeneo” war nur ein Geheimtipp unter Opernfreunden. Also: Wer “Mozart at his best” hören möchte, ist hier richtig. Wer mitsingen will (natürlich nur im Stillen, hoffentlich), der sucht sich ein anderes Stück.

Mozart