Warum nimmt jemand an einer Studienreise nach Leipzig mit einem Konzert im Gewandhaus teil? Will man gerne in Leipzig sein und geht bei der Gelegenheit auch ins Konzert, oder will man in erster Linie ins Gewandhaus und freut sich nebenher über eine attraktive Stadt? Das entscheidet wohl jeder selbst, Veranstalter sollten hier auf diverse Spielarten und Prioritäten vorbereitet sein. Auch dass ein Konzert der absoluten Spitzenklasse (Mitglieder des Gewandhausorchesters, Leitung Emmanuelle Haïm) eher beiläufig besucht und so gut wie kommentarlos konsumiert wird, ist nicht auszuschließen. Dass das gebuchte Hotel ein paar Kilometer außerhalb des Stadtzentrums liegt und somit nicht eingeplante Unbequemlichkeiten mit sich bringt, lässt sich da viel erschöpfender diskutieren. Und doch das Positive: Burschikose Stadtführerinnen punkten mit sächsischem Pseudowitz (kein Stadtteil!). Deren persönliche Abneigung gegen “moderne” Musik, die von Alban Berg zum Beispiel, wird ohne weiteres verziehen, schräge Musik ist ja auch schwierig. Am Ende der Reise steht ein Besuch im Händelhaus in Halle. Da dauert die Führung nur eine Stunde, das lässt sich aushalten. Eine schöne Studienreise, so alles in allem. Oder sagen wir besser Städtetour.