Heute vor 150 Jahren wurde Richard Strauss geboren. Das Feuilleton und die Fachpresse, die Musik- und Kulturzeitschriften sind nicht gerade zurückhaltend mit Würdigungen und Lobgesängen auf diesen großen Komponisten, zu Recht. Hier und da allerdings finden sich auch die hinlänglich bekannten, kritischen Kommentare zu seiner kulturpolitischen Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus. Den Vogel schießt die Neue Musikzeitung ab, in der Albrecht Dümling sich zu der Aussage versteigt, Strauss habe “Politik und Geschichte (…) nur unter dem Aspekt des persönlichen Nutzens” betrachtet, und zu dem Urteil kommt: “Dass der einstige Avantgardist seit dem Rosenkavalier kaum noch musikgeschichtlich wegweisende Werke geschaffen hatte, hat er selbst nicht mehr wahrgenommen.”

Umso wohltuender ist ein Interview mit Christian Thielemann, das die Wetzlarer Neue Zeitung heute abdruckt (dpa). Hier wird der Maestro zitiert mit Sätzen wie: “Vor allem sein Spätwerk birgt noch so manchen Schatz. Dieses gilt ja gemeinhin als spröde, ist es aber nicht: Man muss nur genauer hinhören.” Und schließlich: “Das ist wie bei Wagner und Mozart. Strauss’ Musik berührt die Menschen auch heute noch unmittelbar. Und sie hat nichts von ihrer Aktualität verloren.”