Heute feiert der große schwedisch-amerikanische Dirigent Herbert Blomstedt seinen 88. Geburtstag. Wir gratulieren auf das Herzlichste! Nachfolgend ein Auszug aus dem Buch Der Taktstock – Dirigenten erzählen von ihrem Instrument von Eckhard Roelcke (Paul Zsolnay Verlag, Wien 2000). Sympathisch und überzeugend erzählt Herbert Blomstedt über sein Verständnis des Dirigenten, dessen Funktion und Aufgabe, und nicht zuletzt über die Bedingungen für das Entstehen von schöner Musik.

Der Taktstock als Machtsymbol ist nicht mehr aktuell. Der Dirigent ist kein Halbgott. Das war er vielleicht vor hundert Jahren. Oder er wurde als Halbgott angesehen. Er war unfehlbar und wurde immer angestaunt. Kollegen, die diesen Typus noch verkörpern, werden immer seltener und immer lächerlicher. Ich sehe ab und zu Fotos von Kollegen, wie sie den Taktstock fast wie eine Waffe, wie einen Dolch halten. Der Taktstock als Symbol von Macht und Kraft: Das ist mir äußerst zuwider! Die meisten Kollegen verwenden den Taktstock aus praktischen Gründen und nicht als Machtsymbol. Der heutige Dirigent muss, um wirklich erstklassige Ergebnisse zu erzielen, mit seinen Musikern kooperieren und das beste aus ihnen herauslocken. Das tut man bestimmt nicht mit Drohungen oder mit “Taktschlägereien”. Der Dirigent ist vor allem ein Diener der Musiker. Der Dirigent sollte keine eitle Erscheinung sein. Das hasse ich. Das hat nichts mit Musik zu tun oder sehr wenig. Man ist Diener der Musik und Diener seiner Musiker. Wir lieben doch alle die Musik. Nur wenn wir ein gemeinsames Liebesverhältnis zur Musik haben, kommt wirklich etwas Schönes heraus.

Blomstedt